Lummerland ist abgebrannt

 

Meine Hände gleiten über ihre weiche Haut, sie liegt auf dem Bauch und schnurrt vor Wohlbehagen. Nachdenklich betrachte ich ihren entspannten Körper, ihren Rücken, ihren prächtigen Hintern, die langen Beine. Ihr Gesicht wird von den Haaren verdeckt. Ich streiche sie zur Seite. Sie hat die Augen geschlossen und lächelt.

Versteh mich bitte nicht falsch, ich habe mir das Ganze auch nicht so vorgestellt. Mein Garten Eden hätte andere Spielregeln gehabt, und wie ich meine, auch bessere. Glaub mir, einer wie ich will Macht, er braucht sie. Und er holt sie sich, auf die eine oder andere Weise. Die Frage ist jetzt doch nur, welche Art von Macht?

Und hier beginnt leider die Tragödie. Ich leide darunter ebenso wie du, im Gegenteil, vermutlich sogar noch mehr, denn mir sind die Zusammenhänge ja klar. Du hingegen scheint ahnungslos.

Die ganze Seuche beginnt mit dem Recht auf den sogenannten freien Willen, großpolitisch sicherlich eine gute kulturelle Errungenschaft, die auch hart erkämpft werden musste. Aber doch nicht für solche wie uns! Wir haben neigungsgemäß überhaupt keinen freien Willen. Ein Tiger wird nun einmal nicht zum Vegetarier, da kann er wollen so lange er möchte. Ein Hase schlägt einfach keine Lämmer, und wenn er sich das jahrelang wünscht. Und doch wird uns der freie Wille aufgezwungen, oder genauer, der lästige freie Wille anderer wird uns, oder besser mir vor die Nase gehalten. Was ich persönlich als extrem kränkend empfinde, aber das nur nebenbei.

Ich nehme jetzt ihren Fußknöchel und hebe den Unterschenkel an. Dann verteile ich etwas Öl auf ihrer Fußsohle und beginne den Ballen und die Ferse sacht zu massieren. Sie seufzt wohlig, ihr Fuß liegt jetzt schwer auf meiner stützenden Hand, ich nehme das als Zeichen der Bereitschaft und wage mich an die eigentliche, weiche und empfindliche Sohle, taste mich langsam in Druck und Intensität vor.

Was geschieht also nun? Ich möchte zuerst darstellen, was NICHT geschieht: In meinem Arkadien hätte ich die absolute Macht über dich, du wärst meine Sklavin, mein Tier, meine Leibeigene. Ich könnte furchtbare Dinge mit dir tun, grausame Dinge, zerstörerische, denn du wärst ja mein Eigentum. Doch warum sollte ich? Abgesehen von der notwendigen Disziplinierung, und eine gewisse, überschwingende Eingewöhnungsphase als abgeschlossen betrachtend, wäre deine Pflege mein ureigenes Interesse, wärst du doch mein. Sicherlich, hätte ich den unstillbaren Drang, dir die Brustwarzen zu zerquetschen, ich könnte es tun. Aber dann hätte mein Besitz diese Veränderung vermutlich auf Lebenszeit, und auch ich wäre gezwungen, damit zu leben. Verspürte ich das dringende Verlangen, dich dauerhaft zu kennzeichnen, ich würde es machen, aber dann wäre das eben dauerhaft, auch für mich als Betrachter. Die Logik, welche  ich beschreibe, ist nichts weniger als das Prinzip der Fürsorge, verstehst du?

Nun lege ich den Fuß wieder ab und nehme den anderen hoch. Sie seufzt, murmelt etwas Undeutliches, Zustimmendes. Da sie bereits entspannt und hingabebereit ist, kann ich hier sofort mit der empfindlichen Sohle beginnen, bevor ich ihre Zehen, jede einzeln massiere und sacht hin und her drehe.

Doch ich lebe nicht in meinem kleinen Paradies, die Situation ist also zwangsläufig eine andere. Du bist nicht mein Eigentum. Von diffusen Gelüsten nach etwas ganz anderem getrieben, pochst du auf deinen freien Willen. Und selbst wenn du wider Erwarten die Geistesleistung vollbringen könntest, ihn abzulegen, so ist das aufgrund der kulturellen Rahmenbedingungen niemals von Dauer sondern allerhöchstens situativ bindend. Meine Macht ist also organisatorisch gesehen minimal, geradezu ein Witz. Die oben beschriebene Fürsorge verkommt zur Dienstleistung.

Ich lege ihren Fuß ab und massiere ihre Waden und Oberschenkel, von unten nach oben, zuerst das eine, dann das andere Bein. Dann nehme ich mir ihre Hinterbacken vor, walke sie mit meinen Handflächen durch, bevor ich mit den Fingerspitzen in die Tiefe gehe, ihre Nervenbahnen um die Hüftgelenke herum stimuliere.

Halten wir fest: mein Lebenselixier ist die Macht. Wie könnte ich jemanden lieben, der mir keine Macht einräumen will oder kann? Ich liebe dich also nicht. Und ich giere nach Macht.

Doch es gibt Wege, die zu ihr führen, dein gespaltenes Wesen bietet mir genügend Angriffsfläche, Macht auszuüben. Dein Körper mag geschützt sein durch Gesetze, aber dein Geist ist es weit weniger. Ich kann ihn instrumentalisieren, ich kann dich hörig machen, es ist eine harte und eigentlich unnötige Arbeit, gewiss, und vor allem, ich liebe dich nicht nur nicht, ich beginne auch, dich zu verachten. Eben weil du manipulierbar bist. Und auch weil du mich vergewaltigst, mich zu etwas machst, was ich überhaupt nicht sein will: Du degradierst mich vom Herrscher zum Schwein, und ich lasse mich degradieren. In der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen.

Ich drehe sie auf den Rücken, drapiere ihre Gliedmaßen, dann nehme ich mir ihre Brüste vor, verteile Öl auf meinen Handflächen und lasse sie sanft auf ihrer weichen Haut kreisen, immer um die rosigen Warzen herum, die sich mehr und mehr aufrichten.

Dein freier Wille wendet sich also gegen dich, denn er liefert dich meinen Umtrieben schutzlos aus. Ach, wie gerne würde ich dich lieben! Wenn ich dich jetzt so sehe, mit gespreizten Schenkeln und geschlossenen Augen würde ich mir gerne einreden, dass ich mein Paradies gefunden hätte.

Doch so ist es nicht. Ich bin dein Feind.  

Leider.

Sie atmet schwer, ihr Becken kippt sich auffordernd nach oben. Sie hat die Beine nun angestellt, die Schenkel weit gespreizt. Ihre Arme liegen neben dem Oberkörper, die Handflächen zeigen nach oben.

„Mach was du willst mit mir“, murmelt sie undeutlich.

 


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